Das innovative "3D-Mapping“ verbessert die Behandlung von Herz-Rhythmusstörungen um ein hohes Maß: Ein digitales, dreidimensionales Modell des Herzens ermöglicht strahlungsarme bis sogar strahlungslose Eingriffe, die zudem präziser und schneller durchgeführt werden können. Ein großes Plus für Patienten und Behandler. Auch die Elektrophysiologin Dr. med. Susanne-Ruth Bornstein, Oberärztin der Kardiologie, setzt am Elisabeth Krankenhaus Recklinghausen auf das „3D-Mapping“ zum Erstellen einer digitalen, dreidimensionalen Landkarte des Herzens, um Rhythmusstörungen zu lokalisieren und das Herz wieder in den richtigen Takt zu bringen.
Standardmäßig kommen Röntgenstrahlen zum Einsatz, um die korrekte Platzierung des Katheters am Herzen auf den Bildschirmen im Kardio-OP während der gesamten Behandlung darzustellen. Dank der innovativen Technik des 3D-Mappings kann darauf oftmals komplett verzichtet werden. „Für Patienten aber auch die Mitarbeitenden reduziert sich die schädliche Strahlenbelastung deutlich. Das 3D-Mapping macht eine hohe Anzahl von Untersuchungen komplett ohne Strahlung möglich. Das ist besonders interessant für zum Beispiel junge Menschen und Schwangere“, erklärt Dr. Bornstein. In einem Magnetfeld, das durch spezielle Spulen unter dem Untersuchungstisch entsteht, werden Spannungsveränderungen an der Spitze des Spezialkatheters erfasst, sodass die Position des Katheters ohne Röntgenstrahlen ermittelt werden kann.
Bevor Dr. Bornstein mit der elektrophysiologischen Therapie, also der Behebung der Rhythmusstörung beginnen kann, entsteht am Computer eine dreidimensionale Darstellung des Herzens des Patienten. Während der Patient schon in Narkose schlummert, um die Prozedur zu verschlafen, wird ein Katheter mit entsprechenden Sensoren über die Leiste zum Herzen vorgeschoben. Punkt für Punkt baut sich das Bild des blutpumpenden Organs in Echtzeit auf dem Bildschirm auf. Innerhalb von wenigen Minuten entsteht ein 3D-Modell des Herzens, das die elektrischen Eigenschaften des Gewebes in verschiedenen Farben darstellt und so der behandelnden Kardiologin alle wichtigen Informationen für die anstehende Ablation - eine Verödungsbehandlung - liefert. Die Herzstrukturen und -zellen werden tausendfach und millimetergenau abgebildet.
„Durch die detailreiche, farbliche Darstellung der verschiedenen Eigenschaften weiß ich ganz genau, wo die Zellen besonders aktiv sind und wo sich bereits Narben befinden“, erklärt Dr. Bornstein. Dank der innovativen Technik ist nicht nur die Strahlenbelastung geringer, sondern auch das Veröden des Gewebes viel gezielter und präziser möglich, ohne gesunde Bereiche unnötig zu beschädigen.
Die Verödung kann eine Rhythmusstörung langfristig beheben. Nicht nur das Alter, das Erbgut oder angeborene Herzfehler sind Hochrisikofaktoren. Auch Leistungssport, Rauchen und hoher Blutdruck begünstigen Herz-Rhythmusstörungen. Sie sind weit verbreitet. Eine der häufigsten Arten ist das Vorhofflimmern. Dabei spielen die Zellen verrückt, sie lösen zusätzliche Systolen, also Herzschläge aus. Auch das Herz des heutigen Patienten im Katheterlabor ist aus dem Takt geraten - wieder. Denn er ist für Dr. Bornstein kein Unbekannter.
„Es ist eine Wiederholung, die in 15 Prozent der Fälle notwendig wird. Wir wiederholen die Ablation, um weiteres Narbengewebe zu schaffen und noch vorhandene Extra-Systolen zu unterbinden.“ Durch die Vernarbung des krankhaften Gewebes werden elektrische Fehlimpulse verhindert. Im Fall des heutigen Patienten kommen die zusätzlichen elektrischen Signale aus den Lungenvenen, die in den linken Vorhof des Herzens münden. Bei diesem Patienten wurde vor einiger Zeit zunächst mittels aufblasbaren Ballons eine Kryoablation (Verödung durch Kälte) durchgeführt, was Pulmonalvenenisolation (PVI) genannt wird.„Vor den Lungenvenen zieht man einen geschlossenen Kreis und kreiert so eine Vernarbung, die verhindert, dass die Extra-Systolen auf den Vorhof weitergeleitet werden“, erklärt Dr. Bornstein. Leider kann es punktuell zur Erholung des Gewebes kommen, sodass erneut Rhythmusstörungen auftreten können. So wie im Fall des heutigen Patienten. Mithilfe des 3D-Mappings können diese Stellen sichtbar gemacht und anschließend mit Radiofrequenz, also diesmal Hitze, verödet werden.
Gezielt führt Dr. Bornstein den Ablationskatheter zur betroffenen Stelle am Herzen. Dank ihrer Expertise und der farblich gekennzeichneten aktiven Zellen in der digitalen Karte des Herzens auf dem Bildschirm, findet sie die Auslöser der zusätzlichen Herzschläge schnell. Mit dem Fuß auf dem Boden tritt sie ein mit der Katheter-Spitze verbundenes Pedal, die Radiofrequenz-Energie wird punktuell freigesetzt. Es herrscht kurz gespannte Ruhe im Raum. Die zusätzlichen elektrischen Impulse sind verschwunden, die gesetzten Narben sind im 3D-Mapping zu sehen. Dr. Bornstein freut sich.
„Das hat sehr gut geklappt, das Herz schlägt hoffentlich jetzt immer regelmäßig, im natürlichen Takt.“ Ob das diesmal dauerhaft so bleibt, wird die Zeit zeigen. Denn erst wenn das Gewebe nach ein paar Tagen verheilt und vernarbt ist, ist das Endergebnis zu sehen. Elisabeth Krankenhaus