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„Hexe“ prägt die Geschichte

Gedenkplatte erinnert an Anna Spiekermann

Eine Gedenktafel am Pfarrzentrum St. Martinus erinnert an das Schicksal von Anna Spiekermann. FOTO BUDSCHUN

Wenn einer ihrer Nachfahren, Clemens August Spiekermann, diesen Rufnamen hört, dann hat er das Bedürfnis, etwas geradezurücken. „Hexen Änneken ist eine Verniedlichung dessen, was ihr angetan wurde“, sagt der 75-Jährige. Vielen Westerholtern ist der Rufname geläufig und die Geschichte dahinter auch: Die schöne junge Frau wurde in jenen Zeiten, in denen der Hexenwahn grassierte, als Hexe verbrannt. Wo das geschah in Westerholt, wissen allerdings nicht viele Menschen. Doch jetzt weist eine Gedenktafel in unmittelbarer Nähe des Hinrichtungsortes auf das grausame Schicksal der jungen Frau hin. Sie wurde im Juli 1706 ermordet. Schon Annas Großmutter war als Hexe verbrannt worden. Anna hat es als uneheliches Kind schwer, heiratet später einen Soldaten, mit dem sie eine Tochter bekommt. Ihr Mann muss an die Front, Anna ist fortan allein mit dem Kind und wird von ihrem Schwager verleumdet. Sie flieht aus Buer nach Westerholt und arbeitet als Magd auf dem Schloss. „Statt des erhofften Friedens erlebt Anna dort die Hölle auf Erden“, heißt es auf der Gedenktafel. Die hübsche junge Frau erregte Aufsehen, die Männer stellten ihr nach. Besonders Johannes Krampe. Doch sie wies ihn ab, weil er verlobt war. Aus Rache setzte er das Gerücht in die Welt, sie sei schuld am Verlust seiner Männlichkeit. In Wahrheit war er durch eine Krankheit impotent geworden.


Verhaftet und der Hexerei angeklagt


Doch Wahrheit zählte nicht viel. Aufgehetzt von Krampe prügelten gut 20 Knechte so lange auf die junge Frau ein, bis sie ein „Geständnis“ ablegte. Immer mehr Menschen dichteten ihr Geschichten an. Im April 1705 wurde sie verhaftet und der Hexerei angeklagt. In den Verhören widerrief Anna die erpressten Aussagen, doch unter Folter gestand sie. Im Januar 1706 wurde das Urteil gefällt: Anna Spiekermann sollte durch das Schwert hingerichtet und anschließend verbrannt werden. Am 31. Juli 1706 wurde Anna Spiekermann enthauptet und ihr Leichnam öffentlich verbrannt.

Das geschah unweit der Stelle neben dem Pfarrzentrum St. Martinus, an der heute eine Gedenktafel auf Anna Spiekermanns Schicksal hinweist. Von Danieja Budschun