Während draußen die Natur das Gelände zurückerobert hat, scheint die Zeit im Innern der Zeche Westerholt stehengeblieben zu sein. In einigen Körben hoch unter der Decke in der Weißkaue baumeln noch die letzten Arbeitsschuhe und Pütt-Badelatschen. In der alten Lohnhalle pfeift der Wind durch die zerbrochenen Fenster. Auch wenn der Zahn der Zeit in allen Ecken nagt – jeder Zentimeter der Zechenhallen atmet noch den Geist der vergangenen Jahrzehnte. In die faszinierende, gespenstische Szenerie des „lost place“ hat sich Kathi Schmidt sofort verliebt. Zusammen mit Gregor Luthe und anderen Aktiven des Vereins Salon.Ruhr war die Scherlebeckerin 2017 bei der Suche nach einer Industriebrache für eine besondere Idee auf der still gelegten Zeche Westerholt gelandet: Nach dem Vorbild des renommierten Sachsener Ibug-Festivals wollten die Hertener die verlassene Industriebrache auf der Stadtgrenze zwischen Herten und Gelsenkirchen mit Kunst und einem begleitenden Fest für alle aus dem Dornröschenschlaf erwecken.
Vom 20. bis 29. Mai feiert RUbug, das Festival für urbane Kunst, seine Premiere im Ruhrgebiet. 60 Künstlerinnen und Künstler aus zehn Ländern werden auf Westerholt Rauminstallationen, Collagen, Malereien, Multimedia-Arbeiten und Performances schaffen und sich mit dem bergbaulichen Erbe auseinandersetzen.
Neben Graffiti-Legende Loomit aus München und Maler Dima Fatum aus Kiew werden auch regionale Künstler, darunter Hifi alias Denis Klatt aus Dortmund oder Herr Orm alias Markus Becker und Marcel Bleeck aus Recklinghausen, erwartet. „Es wird aber nicht bei der reinen Ausstellung bleiben. Mit einem Begleitprogramm sorgen wir für eine Festival-Atmosphäre“, erzählt Gregor Luthe.
Auf der Open-Air-Bühne unterhalten DJs und Bands das Publikum, im Kinosaal flimmern historische Bergbau-Aufnahmen über die Leinwand, in Workshops können Schüler und Erwachsene kreativ werden. Zur Stärkung gibt es Streetfood. Die eine oder andere Überraschung soll noch nicht verraten werden. Tina Brambrink
Wer die Zeche Westerholt vor ihrer stadtplanerischen Wiederbelegung noch einmal sehen möchte, sollte sich sputen. Die begrenzten Karten (14, erm. 9,50 Euro sowie Familienrabatte) gibt es ab sofort unter www.rubug.de/tickets.