1993 verschlug es Gabi Dahl nach Westerholt. Davor hat sie in Stuttgart gewohnt. Kunst begleitet sie bereits ihr ganzes Leben. Sie studierte an der Kunstakademie in Stuttgart, hängte 2011 die Malerei an den Nagel und fand eine große Passion in der Druckgrafik.
Lange war die Druckgrafik in der Kunst verpönt. Zu wenig Malerei, zu viel Handwerk. Das hat Gabi Dahl aber nicht davon abgehalten, sich intensiv mit dieser künstlerischen Ausdrucksform zu beschäftigen.
„Druckgrafik hat mich immer schon fasziniert. Vor allem die asiatischen Drucke aus Japan, die sehr filigran sind“, erzählt Gabi Dahl, als sie mit einer Tasse Tee in ihrem urigen Atelier in Westerholt sitzt. Sie ist umgeben von Walzen, Drucken und Holzschnitten, nebenan im Raum kann man einige ihrer Werke bewundern.
Druckkunst mit einer persönlichen Note
Aus der einst belächelten Kunstform ist ein Weltkulturerbe geworden. Gabi Dahl berichtet begeistert vom 15. März - dem offiziellen Tag der Druckkunst. „Ich öffne an diesem Tag mein Atelier oder biete Workshops an."
Die Druckgrafik ist eine sehr alte Kunstform. Klassisch waren die Drucke schwarz-weiß, doch Gabi Dahl bringt Farbe ins Spiel.
„Meine Drucke haben einen malerischen Charakter. Ich verwende verschiedene Farben und bin auch häufig von der Formensprache der Natur oder der japanischen Kalligrafie inspiriert", erklärt Gabi Dahl. „Im Laufe der Jahre habe ich viele verschiedene Einflüsse in meiner Kunst zu etwas Neuem vereint."
Mit Farbe und Werkzeug
Die Westerholterin betont, dass sie einfach das Handwerkliche zusätzlich zum kreativen Aspekt braucht: „Ich arbeite gerne großformatig. Da ist so eine Holzplatte schnell mal fast so groß wie ich."
Mit dieser Vorliebe ist harte Arbeit verbunden, denn es muss sehr viel Material mit dem Holzschnittwerkzeug bearbeitet werden, außerdem braucht es eine gute Mischung aus Feingefühl und Kraft, um später die Farbe auf das Papier zu walzen. Druckkunst ist weit mehr als klassisches „Pinselschwingen".
Materialien sind für die leidenschaftliche Künstlerin ein wichtiges Stichwort. Sie arbeitet mit teuren Ölfarben aus England. Die hohe Pigmentierung bringt farbstarke Ergebnisse hervor, daher ist auch weniger Farbe notwendig.
Beim Thema Papier hat es Gabi Dahl nach Asien verschlagen, denn nur in Japan gibt es ein großformatiges, dünnes, reißfestes Papier (Washi), dass sich perfekt für ihre Kunst eignet. Seit 2019 bezieht sie dieses aus einer Fabrik in Japan, die sie sogar schon besichtigt hat. Auch das Sperrholz, auf dem sie mit dem Holzschnitt-Werkzeug arbeitet, bezieht sie aus Japan. Einfacher Grund: Es verzieht sich weniger nach Aufbringen der Farbe und man kann filigraner schnitzen.
Vermarktung über Social Media und die Community
Um auf sich und ihre Kunst aufmerksam zu machen, nutzt Gabi Dahl Social Media, aber natürlich auch die Chancen, die die Kunst-Community bietet: ,,Ich versuche viel auszustellen und auf den Ausstellungen zu netzwerken. Auch Presse und Kunstbörsen sind eine gute Möglichkeit für Werbung. Die Grafikbörse in Borken ist für mich ein sehr wichtiger Anlaufpunkt, da sind ausschließlich Leute, deren Herz für Druckkunst schlägt. Mittlerweile habe ich ein gewisses Level, sodass ich auch eingeladen werde, aber es ist und bleibt ein ständiges Bemühen. Ausruhen kann man sich nicht."
Schönes Fleckchen Westerholt
Gabi Dahl ist als Künstlerin und als Mensch fest in Westerholt verankert: „Ich finde es so schön und inspirierend, mit wie viel Liebe die Nachbarschaft hier ihre Umgebung pflegt. Überall gibt es etwas zu entdecken, egal, wie oft man an einem bestimmten Punkt entlang geht. Ich bin nicht die einzige Künstlerin hier, und wenn man merkt, wie ruhig und heimelig es hier ist, versteht man, warum man als kunstschaffender hier gut aufgehoben Mensch ist."
Ihr Atelier hat sie nach dem Kauf liebevoll und aufwendig restauriert. Das alte Fachwerkgebäude hat Charakter und passt damit sehr gut zu Gabi Dahls Kunst, die ebenfalls unverwechselbar ist.
Bis Pfingsten hat sie noch eine Ausstellung in Recklinghausen im Rathaus. Darüber hinaus hat die passionierte Künstlerin einen vollen Terminkalender. „Solange ich meine Kunst körperlich machen kann, werde ich das auch tun. Ich bin immer Feuer und Flamme für das nächste Projekt."
Weitere Informationen gibt es unter gabidahl.de
Von Mareike Hanke