Das Jahr 2023 ist ein besonderes Datum für die Westerholter. 50 Jahre ist es nun her, dass der Gebietsänderungsvertrag zwischen der Stadt Herten, der Stadt Westerholt und der Gemeinde Polsum unterzeichnet wurde. Das war am 26. März 1973.
Diese Ménage-à-trois wurde zum 1. Januar 1975 als Vernunftehe geschlossen. Rückblickend war es aber wohl ein Glücksfall, denn ursprünglich sollte Herten dem Stadtgebiet von Recklinghausen zugesprochen werden, während Westerholt Anschluss an Gelsenkirchen finden sollte.
Beide Städte zeigten jedoch keinerlei Interesse daran von den jeweils größeren Partnern geschluckt zu werden. Allein „überleben“ konnten sie aber nicht, schließlich sollten aus der kommunalen Neuordnung größere und stärkere Verwaltungseinheiten hervorgehen.
Die Gemeinde Polsum brachte die Bauernschaft Bertlich mit in die Dreiecksbeziehung mit Herten und Westerholt ein. Polsum selbst vermählte sich indes mit der Stadt Marl. Die Aushandlung des „Ehevertrags" für das Dreierverhältnis Herten, Westerholt und gestaltete sich Bertlich nicht ganz einfach. Alle drei brachten schließlich ihre eigenen Wünsche und Vorstellungen mit ein.
Altes Dorf gerettet
„Wir Westerholter haben so einiges in den Gebietsänderungsvertrag aufnehmen lassen", erklärt der Heimatforscher Heinz Wener, der sich seit 65 Jahren mit der Westerholter Geschichte beschäftigt. „So war uns beispielsweise der Erhalt des Alten Dorfes mit seinen rund 60 Fachwerkhäusern sehr wichtig."
Fachwerkhäuser erhalten
Die Gebäude im historischen Ortskern stehen heute unter Denkmalschutz. In den 1960er-Jahren sollten sie im Rahmen einer Flächensanierung zunächst modernen Betonzweckbauten weichen. Die Bürger des Alten Dorfs widersetzten sich jedoch mit großem persönlichen und finanziellen Einsatz. Nach der Eingemeindung wurden notwendige Restaurationen zeitweise aus Mitteln der Stadt Herten gefördert. Herten hatte zuvor durch eine Flächensanierung die eigene Altstadt eingebüßt und offenbar aus diesem Fehler gelernt.
Ortsschild polarisierte
Doch nicht immer lief alles harmonisch zwischen Herten und Westerhold. Gleich zu Beginn flogen die Fetzen. „Der Stadt Herten konnte es offenbar nicht schnell genug gehen, neue Ortsschilder aufzustellen“, schildert Wener. ,,Darauf stand zu lesen: ,Herten, Stadtteil Westerholt. Graf Egon hat sich ganz fürchterlich darüber aufgeregt." In der Folge habe Graf Egon, der das Schloss Westerholt von seinem Großvater erbte, Unterschriften gesammelt, einst um die Ortsschilder ändern zu lassen.
Der im Jahr 2002 verstorbene Graf setzte sich damals durch. Inzwischen tragen die Ortsschilder längst die Aufschrift: Wersterholt. Und klein darunter: Stadt Herten.
,,Irgendein Spaßvogel hat dann mal das ,d' durchgestrichen und ein zweites ,t' hinzugemalt", erklärt Wener. So stand dann also ,Westerholt statt Herten' auf dem Schild."
Von Mareike Hanke