Gesund im vest.de Anzeige

Komplexe Pankreas-Chirurgie

Wenn Betroffene Schmerzen in der Bauchhöhle haben, ist der Gang zum Arzt zwar unvermeidbar, aber meist zu spät. Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse sollten nicht unterschätzt werden.

Die Bauspeicheldrüse hat die Konsistenz einer Banane, ist weich und verletzlich. Sie ist sehr gut durchblutet und im hinteren Bauchfellraum von lebenswichtigen Blutgefäßen umgeben. FOTO: STOCK.ADOBE.COM

Im St. Vincenz-Krankenhaus werden Bauchspeicheldrüsenerkrankungen mit höchster Expertise behandelt.Alkohol und Nikotin gelten als Hauptursachen für eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse (Pankreas), sei es eine akute oder chronische Entzündung oder ein Pankreaskrebs. Die Gefahr, dass sich zum Beispiel aus einer chronischen Entzündung so eine bösartige Erkrankung entwickelt, ist gar nicht so abwegig. Und meistens gehen die Betroffenen erst zum Arzt, wenn die Schmerzen im Oberbauch Überhand nehmen. Bei einem Teil der Bauchspeicheldrüsenerkrankung kann nur eine Operation helfen. Doch die dann notwendige sogenannte Pankreas-Chirurgie ist sehr komplex, die entsprechenden Operationen bietet nicht jedes Klinikum an. Im Dattelner St. Vincenz-Krankenhaus ist die Expertise hoch. Dr. Jürgen Mais, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie, stand dazu Rede und Antwort.Warum kommt der Bauchspeicheldrüse im menschlichen Stoffwechsel eine so bedeutende Rolle zu und können wir überhaupt ohne Pankreas leben?Die Bauchspeicheldrüse übernimmt zwei lebenswichtige Funktionen. Zum einen bildet sie Verdauungssäfte, zum anderen produziert sie Hormone wie Insulin und Glukagon, die unseren Zuckerstoffwechsel regulieren. Man kann die Bauchspeicheldrüsenfunktion ersetzen, indem man zum Beispiel Insulin spritzt oder Verdauungsenzyme zu den Mahlzeiten einnimmt. Allerdings beeinträchtigt das natürlich die Lebensqualität und den Alltag der Betroffenen. Für einen Teil der Erkrankungen gibt es zum Glück Behandlungsmöglichkeiten, wenn die Diagnose rechtzeitig erkannt wird.Welche Möglichkeiten sind das?

Komplexe Pankreas-Chirurgie-2
Dr. Jürgen Mais, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Bei der akuten Entzündung (Pankreatitis) ist heute in der Regel keine chirurgische Therapie nötig. Leichtere Entzündungen behandeln wir immer medikamentös und mit Schmerztherapie. Bei komplizierten Verläufen können die Gastroenterologen zum Beispiel endoskopische Drainagen zur Ableitung von Eiter einlegen, wo früher eine Operation notwendig war. Anders ist es bei einer anhaltenden, chronischen Variante. Dadurch wird das funktionsfähige Gewebe allmählich durch Narbengewebe ersetzt. Das kann zu Diabetes und Verdauungsstörungen führen und die Entstehung von Bauchspeicheldrüsenkrebs begünstigen.

Wenn eine Tablettentherapie nicht mehr anschlägt, entfernen wir das entzündete Narbengewebe per Operation, um das Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen und die quälenden Schmerzen zu beseitigen. Mit 16.000 bis 17.000 Fällen pro Jahr sind leider auch der Pankreaskrebs und seine Vorstufen nicht selten. Die einzige Chance auf eine Heilung ist bei diesem Krebs die Operation – wenn keine Metastasen vorliegen. In 70 Prozent aller Fälle befindet sich der Tumor im Kopfbereich der Drüse. Dieser Bereich wird dann mit den unmittelbar angrenzenden Organen von uns operativ entfernt. Dass dabei heute der Magen erhalten bleibt, ist ein großer Fortschritt. So kann ein relativ normales Essverhalten erhalten bleiben. Wie gesagt, wir dürfen die große Operation aber nur durchführen, wenn noch keine Tumorabsiedlungen vorliegen.

Ihre Expertise diesbezüglich ist herausragend in der Region, oder?
   

Komplexe Pankreas-Chirurgie-3
Mit modernster bildgebende CT- und MRT-Diagnostik lassen sich nahezu alle Eingriffe mit deutlich erhöhter Sicherheit vorher exakt planen. FOTOS: ST. VINZENZ

Das Wichtigste für uns: Jede Patientin und jeder Patient mit einem auffälligen Bauchspeicheldrüsentumor wird bei uns in einer fachübergreifenden Tumorkonferenz vorgestellt, wo gemeinsam von allen ExpertInnen über die individuell beste Therapie entschieden wird.

Mit jährlich rund 20 solcher großen Eingriffen pro Jahr seit 2005 kann ich sagen, dass wir ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis besitzen. Die Pankreaschirurgie ist anspruchsvoll. Diese Drüse hat die Konsistenz einer Banane, ist also weich und verletzlich. Sie ist sehr gut durchblutet und im hinteren Bauchfellraum von lebenswichtigen Blutgefäßen umgeben. Es bedarf deshalb einer sorgfältigen und extrem schonenden Präparation. Die Nähte müssen gut verheilen. Ohne ausreichende operative Erfahrung sind die Komplikationsraten zu hoch.

Für uns in Datteln spricht neben der hohen Fallzahl auch die gleichbleibend hohe Qualität der Eingriffe, die wir übrigens seit fünf Jahren zunehmend auch in der Schlüssellochtechnik durchführen. Das gesamte OP-Team mit mir als Hauptoperateur ist konstant – erfahren und eingespielt. Und auch die intensive, persönliche Betreuung, die kurzen Wege und der enge Austausch in unserem Krankenhaus kommen den Patientinnen und Patienten zugute. Nicht zuletzt sind wir stolz auf die modernste bildgebende CT- und MRT-Diagnostik und die besten Endoskopie- und Sonographiegeräte, die man sich derzeit vorstellen kann. Dadurch lassen sich nahezu alle Eingriffe mit deutlich erhöhter Sicherheit für unsere PatientInnen vorher exakt planen.

Hinter Bauchspeicheldrüsenentzündung stecken oft Gallensteine


Plötzlich auftretende starke Bauchschmerzen können auf eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung hinweisen. Die Schmerzen strahlen bei einer sogenannten Pankreatitis bei manchen Menschen aus dem Oberbauch in den Rücken aus, meist kommen Übelkeit oder Erbrechen hinzu. Fieber, Kreislaufprobleme und ein aufgeblähter Bauch sind ebenfalls Anzeichen. Die häufigste Ursache für die Pankreatitis sind Gallensteine, informiert das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWIG) auf seinem Portal gesundheitsinformation.de. In der Regel gehen die Betroffenen von sich aus sofort zum Arzt und werden in ein Krankenhaus eingewiesen.

Die Bauchspeicheldrüse produziert einen Verdauungssaft, der in den Zwölffingerdarm fließt. Gallensteine können den Ausgang zum Darm hin verstopfen. Dann staut sich die Flüssigkeit - und dadurch kommt es wahrscheinlich zu der Entzündung. Ist dies der Fall, können die Gallensteine in der Klinik entfernt werden. Empfohlen wird, später auch die Gallenblase herauszunehmen, weil sonst Rückfälle drohen.

Bei einer akuten Pankreatitis verliert der Körper viel Flüssigkeit. Dieser Verlust muss ausgeglichen werden. Dafür kommt der Patient im Krankenhaus meist an einen Tropf. Anfangs sollten Patienten außerdem auf feste Nahrung verzichten, um die Bauchspeicheldrüse zu entlasten. Strenges Fasten wird aber nicht mehr empfohlen. Stellt sich wieder ein Hungergefühl ein, dürfen Betroffene wieder essen. Bei den meisten Erkrankten ist die Pankreatitis nach rund zwei Wochen überstanden.

Neben Gallensteinen können auch starker Alkoholkonsum, Arzneimittel, erhöhte Fett- oder Kalziumwerte im Blut oder eine Infektion hinter einer Bauchspeicheldrüsenentzündung stecken. In ungefähr 10 von 100 Fällen finden die Ärzte keine eindeutige Ursache. dpa